Motor-Startversuch zu spät

Notlandung eines Segelflugzeugs: Der Motorsegler wurde bei der Notlandung beschädigt, der Pilot blieb glücklicherweise unverletzt. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat den Unfallhergang ermittelt. Der Pilot des Motorsegelfliegers HB-2068, ein damals 30 Jahre alter Schweizer, flog an jenem Tag alleine . Er war am Morgen in Courtelary im Berner Jura gestartet und wollte wieder dorthin zurückkehren. Zum Unfallzeitpunkt, 18.56 Uhr, war er bereits seit über 8,5 Stunden unterwegs und hatte mehr als 600 Kilometer Flugweg zurückgelegt. Um 18.30 Uhr flog er über Suhr, erwischte dann Aufwinde und konnte damit innert 16 Minuten, vor allem über dem Wald nordöstlich von Muhen, bis auf eine Höhe von 825 Metern über Meer steigen.

«In der Folge verlor der Pilot diesen Höhengewinn erneut binnen rund sechs Minuten.»
So schreibt es die Sust. Der Pilot entschied sich, das Klapptriebwerks seines Motorseglers auszufahren, um damit nach Courtelary zurückzukehren ‒ schliesslich war es Abend und thermische Aufwinde kaum mehr zu erwarten. Er war zu diesem Zeitpunkt 200 Meter über Grund, ziemlich genau über der A1, Richtung Kölliken Dorf fliegend. Der Motor ging zwar an, erreichte aber laut Sust keine ausreichende Drehzahl. Die Sust führte später «Partikel im Vergaser» als mögliche Ursache an. Sofort ging der Pilot zum Plan B über – eine Landung auf einem gemähten Grasstreifen im Gebiet Hardmatte, 700 Meter ausserhalb Köllikens. Weil er schon so tief unten war und es pressierte, fuhr er das Klapptriebwerk gar nicht mehr ein. Das Flugzeug sank jedoch trotzdem nicht so sehr wie erwartet. Nun fuhr der Pilot auch noch die Bremsklappen voll aus.

Das Flugzeug setzte in der Folge etwas zu früh auf, berührte mit dem linken Flügel den Raps auf dem Feld neben dem Grasstreifen und drehte sich um die Hochachse. 270 Meter vor der «viel befahrenen, von einer Baumreihe gesäumten» Hardstrasse sei die HB-2068 zum Stehen gekommen, so die Sust. Das Flugzeug wurde leicht beschädigt, es entstand geringer Flurschaden. Der Pilot blieb unverletzt.

Sust: Zu später Startversuch hat Piloten «unnötig unter Zeitdruck» gesetzt
Die Sust kommt zum Schluss, dass der Pilot zu lange gewartet hat, bis er den Motor einschaltete. Gemäss Flughandbuch und gängiger Praxis in Segelfluggruppen darf das «möglichst nicht unter 500 Metern über Grund» erfolgen, er war aber schon deutlich darunter. Der zu späte Startversuch habe den Piloten «unnötig unter Zeitdruck» gesetzt, so die Sust. Auf diese Weise sind denn auch schon zahlreiche Unfälle entstanden, die nicht so glimpflich ausgingen wie jener in Kölliken. Richtig gehandelt hat der Pilot insofern, als dass er das Manöver über «landbarem Gelände» und nicht etwa über Wald oder Stadt durchführte.

«Der Entscheid des Piloten, sich nach der ungenügenden Leistungsabgabe des Motors ausschliesslich auf den Anflug zur Aussenlandung zu konzentrieren, war hingegen vorausschauend und sicherheitsbewusst», so die Sust. Dass er den Gleitpfad falsch eingeschätzt habe und deshalb vor dem anvisierten Landefeld aufsetzte, sei «in Anbetracht des grossen Zeitdrucks und Handlungszwangs nachvollziehbar». Quelle: ‚Aargauer Zeitung‚.

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