»Landshut« soll doch nach Friedrichshafen

Unerwartete Wende einer Regierungsposse: Das Wrack der 1977 entführten Lufthansa-Maschine »Landshut« soll jetzt doch am Bodensee ausgestellt werden. Die Haushälter des Bundestags gaben in der Nacht 15 Millionen Euro frei. Jahrelang hatte die Bundesregierung nach einem geeigneten Standort für die legendäre Lufthansa-Maschine gesucht, jetzt zeichnet sich eine Lösung ab: Die »Landshut« soll in Friedrichshafen am Bodensee ausgestellt werden. Das habe der Haushaltsausschuss des Bundestages entschieden, teilte der stellvertretende Vorsitzende Martin Gerster (SPD) mit. »In seiner heutigen Sitzung hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 15 Millionen Euro zur Umsetzung des Ausstellungskonzepts zur ›Landshut‹ in Friedrichshafen zur Verfügung gestellt«, schrieb Gerster. SPIEGEL-Informationen zufolge hatte sich das Bundesinnenministerium in den Streit um die »Landshut« eingemischt, nachdem die Suche der zuständigen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ergebnislos verlaufen war. Grütters hatte zuletzt sogar das Bundesverteidigungsministerum um Amtshilfe gebeten und das militärhistorische Museum der Bundeswehr in Berlin-Gatow als Standort prüfen lassen.

Doch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sperrte sich gegen den Bundeswehr-Standort, wie der SPIEGEL berichtete. Hintergrund waren Bedenken der Überlebenden des Geiseldramas, die ein Militärmuseum für unangemessen hielten, schließlich wurde das Flugzeug im Oktober 1977 von der GSG-9, einer Elitetruppe der Polizei, befreit. Dem Vernehmen nach hat der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, hinter den Kulissen mit daran gearbeitet, dass sich das für die GSG-9 zuständige Bundesinnenministerium der »Landshut« annimmt. Regierungskreise bestätigten dem SPIEGEL, dass Friedrichshafen jetzt doch den Zuschlag erhalten könnte.

Es wäre in mehrerlei Hinsicht eine überraschende Wende. Das Wrack der Lufthansa-Maschine wurde 2017 vom damaligen Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) aus Brasilien nach Deutschland zurückgeholt. Gegen den Rat seiner Beamten entschied sich Gabriel voreilig für das Dornier-Museum in Friedrichshafen. Doch der damalige Museumsdirektor David Dornier, Enkel des berühmten Flugzeugbauers Claude Dornier, konnte die Betriebskosten nicht schultern. Weil auch das Kulturstaatsministerium die Kosten nicht übernehmen wollte, erteilte Grütters Dornier eine Absage.

Nachdem die Haushälter das Geld freigegeben haben, ist David Dornier jetzt zurück im Spiel. Allerdings in einer etwas anderen Konstruktion als ursprünglich mit Sigmar Gabriel vereinbart. Als Direktor des Familienmuseums wurde er nämlich kürzlich abgesetzt, der Ausstellungshangar für die »Landshut« soll jetzt auf einem Grundstück neben dem Dornier-Museum errichtet werden, das David Dornier gehört. Unterstützung kommt von Überlebenden und Historikern. »Das ist die vernünftigste aller denkbaren Lösungen«, sagt Martin Rupps, der sich schon vor Jahren für einen Erinnerungsort an die dramatischen Ereignisse des sogenannten Deutschen Herbsts starkgemacht hatte. Quelle: ‚Spiegel‚.

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