Lampen aus im Windpark

Am nächtlichen roten Dauerblinken von Windrädern stört sich manch einer. Damit soll bis Ende des Jahres Schluss sein. Erhöht das die Akzeptanz der Anlagen im Land? Für manche haben die blinkenden Windräder in der Nacht etwas Beruhigendes. Doch viele Anwohner sind einfach nur noch genervt, berichten sogar von Schlafstörungen aufgrund der Lichtverschmutzung. Und diese hat stark zugenommen.

Die Windenergieanlagen sind in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten immer leistungsstärker und die Türme immer höher geworden. Da ab einer Höhe von hundert Metern „Gefahrfeuer“ für so gut wie alle Bauwerke Pflicht sind, mussten auch die Betreiber von Windenergieanlagen diese Warnung vor Hindernissen auf ihren Gondeln montieren. Die Lampen blinken während der Nachtstunden ständig. Mitunter haben Kommunen und Kreise deshalb geplante neue Windparks nicht genehmigt – mit dem Hinweis auf die zu erwartenden Lichteffekte während der Nachtstunden und der damit verbundenen Anwohnerklagen. Die Windbranche musste reagieren.

Licht nur bei Flugzeug in der Nähe
2019 beschloss der Bundestag das Energiesammelgesetz; es enthält auch die Entscheidung, in den Windparks die Lichter abzuschalten. Sie sollten nachts nur noch blinken, wenn sich ein Flugzeug in der Nähe befindet. „Bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung“ heißt das in der Fachsprache. Die Technologie ist komplex und Ergebnis jahrelanger Entwicklung, vor allem aufgrund der hohen Anforderungen an die Flugsicherheit. Sie erkennt Flugverkehr anhand verschiedener Signale, die Flugzeuge regelmäßig aussenden. Das funktioniert ähnlich wie ein Bewegungsmelder. Wenn sich kein Flugverkehr im Umkreis der Windenergieanlage befindet und es somit sicher ist, wird die Beleuchtung ausgeschaltet. Sobald ein Luftfahrzeug erkannt wird, geht das Licht wieder an.

98 Prozent der Nachtzeit bleiben die Lichter aus
Dort, wo die Systeme schon arbeiten, bleiben Lichter nun in etwa 98 Prozent der Nachtzeit aus. In einem Windpark-Verbund am Niederrhein wurde vorige Woche das nächtliche Dauerblinken roter Warnlampen auf acht Windrädern ausgeschaltet. „Wir erhoffen uns, dass solche Umrüstungen zu mehr Zustimmung in der Bevölkerung für die Windenergie führt“, sagte der Vorsitzende des Windkraft-Branchenverbands, Reiner Priggen. In Issum (Kreis Kleve) wurden die Systeme im Beisein von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst umgestellt. Der Betreiber des SL Windparks Oermten begrüßt die Neuerung. „Windenergie wird künftig zu jedem Ort gehören. Eine nachhaltige Versorgungssicherheit ist sonst nicht denkbar, gerade im Energieland NRW. Umso wichtiger ist es, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen. Dazu zählt unter anderem definitiv ein ruhiger, dunkler Nachthimmel“, so Geschäftsführer Klaus Schulze Langenhorst.

Windräder über 100 Meter müssen umgerüstet werden
Nach Angaben des Landesverbands war es der erste Windpark-Verbund in NRW, der mit der „bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung“ (BNK) ausgestattet wurde. Bisherige Planungen des Branchenverbandes sehen vor, dass in den kommenden Monaten landesweit 46 Verbünde mit mehr als 300 Anlagen umgerüstet werden. Der Bürgerwindpark Hollich, der 35 Windenergieanlagen in Steinfurt betreibt, wird auch 2022 umstellen. „Die Ausrüstung der Windenergieanlagen mit BNK ist durchaus aufwändig, aber die heutzutage zu Verfügung stehende Technik macht diese Nachtabschaltung mit vertretbarem Aufwand und damit Kosten möglich“, sagt Geschäftsführer Gerhard Göckenjan. Die Bürgerwindparks im Kreis Steinfurt haben sich zusammengeschlossen, um mit gemeinsam angeschaffter Technik die Kosten je Anlage günstig zu halten. „Somit kostet diese Nachrüstung je Anlage nach Parksituation die Betreiber im Kreis Steinfurt etwa zwischen 10.000 und 20.000 Euro je Anlage, sowie laufende Betriebskosten von bis zu 1000 Euro je Anlage“, so Göckenjan.

Die Ausstattung mit BNK-Anlagen ist für Windräder ab einer Höhe von 100 Metern, die seit 2006 in Betrieb gingen, gesetzlich vorgeschrieben. Von den gut 3500 Windrädern in NRW fallen laut Fachagentur Windenergie an Land rund 1500 unter die Vorschrift. Im Herbst vergangenen Jahres war laut einer Umfrage der Agentur in NRW allerdings erst eine einstellige Anzahl mit der neuen Technik ausgerüstet. Bundesweit hatten damals 17 Prozent aller umzurüstenden Windenergieanlagen bereits eine BNK oder die Genehmigung dafür. Bis Ende 2022 muss die Umstellung abgeschlossen sein. Quelle: ‚Tagesschau.de‘.

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