Kitzinger Flugplatz wird immer wichtiger

300 Starts und ebenso viele Landungen – das ist ein Wort. So viele Flugbewegungen gab es im vergangenen Jahr auf dem Kitzinger Flugplatz. Beschwerden? Probleme? Weitgehend keine. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit entwickelt sich der lange umstrittene Sonderlandeplatz immer mehr zu einem Innovations- und Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Gerade jetzt, da in Europa Schreckliches passiert, müssen wir viel dafür tun, dass sich Jugendliche treffen und erkennen, wie wichtig friedliches, menschliches Zusammenleben ist. “

Die insgesamt 4600 Starts und Landungen vollzogen Sportpiloten, Geschäftsflieger, Reisegäste, Schüler und Prüflinge des Luftsportclubs Kitzingen (LSC), zählt LSC-Vorsitzender Herbert Sattler auf. Er ist nicht nur ziemlich zufrieden – „Der Flugplatz und der Luftsportclub Kitzingen entwickeln sich gut“ –, sondern auch voller Pläne und Vorfreude: „Ich hoffe, dass in nächster Zeit der GPS-Anflug in Kitzingen möglich wird, was einen weiteren Sicherheitsfaktor darstellt. Und ich bin optimistisch, dass im Jahr 2023 das erste Elektroflugzeug in Kitzingen stationiert sein kann.“ Umweltschonendes Fliegen ist beim LSC ein großes Thema. Dass die Kitzinger Segelflieger per Elektrowinde in die Luft gezogen werden und dass diese E-Winde von Solarstrom gespeist wird, bezeichnet Sattler als „fast noch ein Alleinstellungsmerkmal auf deutschen Flugplätzen“.

Die positive Entwicklung des Flugplatzes sei auch der guten Zusammenarbeit mit dem Unternehmen „blumquadrat“ zu verdanken – und der damit verbundenen Förderung, betont der Clubvorsitzende. Dass auch Gastflugzeuge den Flugplatz jederzeit, an allen Tagen der Woche, ansteuern können, dürfen sich die engagierten Mitglieder des LSC auf die eigenen Fahnen schreiben. Sie halten den Betrieb durch großen persönlichen Einsatz stetig am Laufen. Um dieses Engagement auch in Zukunft gewährleisten zu können, legt der Verein großen Wert auf eine fundierte Jugendarbeit. Welch ein cooles Team die Jung-Pilotinnen und -Piloten des Clubs sind, zeigte sich kürzlich beim Jugendfluglager im Südosten Frankreichs, in der Kleinstadt Challes les Eaux. Neun junge LSC-Mitglieder und Herbert Sattler als Busfahrer campierten eine Woche lang am Flugplatz „L´aérodrome de Challes les Eaux“, wo sie zusammen mit den jungen französischen Fliegern tolle Tage erlebten – sowohl am Boden als auch in der Luft. Gefördert wurde die Begegnung vom Deutschen Olympischen Sportbund e.V. aus Mitteln des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW).

Felix Pfannes, 27, gebürtiger Großlangheimer und Neu-Sulzfelder, und Leo Fischer, 18, aus Iphofen gehörten zur Kitzinger LSC-Crew. Für sie, die sonst an den Hängen des Schwanbergs nach Aufwinden suchen, war es ein besonderes Abenteuer, an den Gebirgsmassiven der Nordalpen zu segeln. „Zusammen mit einem französischen Kollegen konnte ich mich bis auf 3.500 Meter am Mont Blanc hinaufschrauben“, erzählt Felix Pfannes mit leuchtenden Augen. „Wir sind direkt in das Massiv reingeflogen, haben den schneebedeckten Gletscher gesehen, die massiven Felsformationen – einfach gigantisch.“ Leo Fischer war zwar am Mont Blanc nicht dabei, „aber für mich waren die Berge am Platz schon der Hammer“, sagt der 18-Jährige, der gerade Abitur gemacht hat und zur Luftwaffe will. „Außerdem hab‘ ich die Tage und Abende mit den französischen Freunden genossen. Wir waren oft zusammengesessen, abends haben wir Poker oder Karten gespielt, die Atmosphäre war super.“ Zwar habe man sich anfangs oft „mit Händen und Füßen“ verständigt oder mit Englisch beholfen. Doch mit der Zeit gingen die französischen Begriffe und Funksprüche mehr und mehr in Fleisch und Blut über. „Außerdem hatten wir mit Katharina Frieß eine frischgebackene Französisch-Abiturientin, die super übersetzt hat“, berichtet Felix Pfannes, der als Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik prädestiniert ist für den Job als technischer Leiter auf dem Kitzinger Flugplatz.

Nach der ereignisreichen Woche in Frankreich fiel der Abschied allen schwer. „Aber es laufen schon Planungen für einen Gegenbesuch der französischen Jugendgruppe in Kitzingen nächstes Jahr“, freut sich Felix Pfannes. Herbert Sattler ist sicher, dass solche Treffen von Jugendlichen weit über fliegerische Aspekte hinausgehen: „Gerade jetzt, da in Europa Schreckliches passiert, müssen wir viel dafür tun, dass sich Jugendliche über Ländergrenzen hinweg treffen und dabei als künftige Generation deutlich erkennen, wie wichtig Europa und ein friedliches, menschliches Zusammenleben und Miteinander sind. Jede kleine Begegnung kann große Auswirkungen haben.“ Die Vereinsarbeit soll daher immer auch international ausgerichtet bleiben. „Aber auch der LSC ist nur ein Verein und somit Spiegelbild der Gesellschaft“, bremst Sattler zu „überfliegende“ Erwartungen. Nachdenklich sagt er: „Manchmal wünsch‘ ich mir mehr Zufriedenheit als typisch deutsche Nörgellust.“ Alles in allem schaut er aber sehr optimistisch in die Zukunft. Herbert Sattler ist ganz sicher: „Der Flugplatz wird die Zukunft der Stadt stark bereichern.“ Quelle: ‚Mainpost‚.

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