Ein Fluglager in der bei uns ‚schiachen‘ Jahreszeit – Seit dem Jahre 2000 ist Georg Kirchner fast jedes Jahr im November und/oder Dezember ein paar Wochen zum Segelfliegen in Südafrika, bzw. in den letzten Jahren in Pokweni / Namibia anzutreffen: Erstens weil das Grazer Wetter in dieser Jahreszeit einfach ‚schiach‘ ist, und zweitens weil man um diese Zeit auf der Südhalbkugel nicht nur Sonne, Wärme und lange Tage, sondern auch traumhafte Segelflug-Bedingungen genießen kann.
Interessantes über Namibia
Hinter dieser Sandwüste erhebt sich die ‚Kante‘: Ein gigantischer, wild zerklüfteter Abbruch von bis zu 1800 m Höhe, der dann in die Kalahari übergeht – und diese Kalahari ist ein grandioses Segelfluggebiet, das sich 500 km und mehr bis zur Grenze von Botswana im Osten erstreckt. Dieses Segelfluggebiet ist – mit ein paar Ausnahmen – bis zu FL 195 (knapp 6000 m) frei für die Segelflieger.
In diesem Teil der Kalahari haben sich in den letzten Jahren insgesamt 4 Segelflugzentren gebildet:
- Bitterwasser: Eine ca. 3 km2 große Pfanne
- Pokweni: Eine ca. 900 x 500 m große Pfanne, mit hartem Lehmboden, und einer daran anschließenden ‚Runway‘ (total 2.7 km Länge).Gestartet wird vom ganz rechten Rand, nach 400 m geht’s in die Piste: 50 m breit, aber nur ein etwa 2 m breiter Streifen ist ohne Bewuchs – den sollte man beim Starten treffen.
- Kiripotib: Eine Farm mit Segelflugbetrieb
- Veronica: Eine ‚Jagdfarm‘, mit zwei in den Sand gepflügten Pisten
Namibia hat ca. 2.3 Millionen Einwohner (etwa 3% davon sind Weiße); damit ist es eines der am dünnsten besiedelten Länder Afrikas. Die Hauptstadt Windhoek ist nach Aussage eines dort lebenden deutschen Studenten ‚ein Dorf‘ (mit ca. 300.000 Einwohner – also etwa wie Graz).
Die Kalahari ist eine Halbwüste; sehr dünn besiedelt, nur sehr spärliche Vegetation, wenig Niederschläge – Farmer Jos van der Merwe im November: ‚Der letzte Regen war heuer im April‘. Wasser wird aus riesigen Grundwasserseen aus 100 bis 150 m Tiefe hochgepumpt; die früher dafür notwendigen Windräder sind mittlerweile durch solar betriebene Pumpen ersetzt worden. Problem: Die Solar-Paneele müssen nun gegen Diebstahl massiv gesichert werden (was bei den Windrädern kaum der Fall war).
Obwohl ein ziemlich großer Teil von Namibia Wüste oder Halbwüste ist, sterben dort mehr Leute durch Ertrinken als durch Verdursten: Man stellt sich am Abend mit dem Zelt oder Camper unter einen schönen, schattigen Baum, bewundert ein fernes Gewitter mit Blitzen und Donnergrollen – und wird dann ein paar Stunden später durch eine starke Flutwelle weggespült – das bis dahin trockene Flussbett war einfach zu einladend.
Segelfliegen in Pokweni / Namibia
Pokweni ist eine Farm, betrieben von Jos und Annalie van der Merwe; Die kulinarische Versorgung auf dieser Farm ist optimal: Springbock, Kudu, Oryx und Co – alle von Jos selbst geschossen; dazu natürlich alle möglichen Beilagen.
Der Flugplatz selbst, ein glatte, harte Lehm-Pfanne, ist etwa 2 km entfernt; im Hangar dort steht die Samba (ein UL mit Rotax-Motor) von Jos, ein alter Blanik, und während der Saison 1- oder 2- Einsitzer. Alle anderen Segelflugzeuge stehen unter einem perfekt aufgebauten Schattennetz, mit Wasseranschluss, Befestigungen, je 2 leere Tonnen für die Bezüge.
In der Zeit von Anfang November bis Mitte Jänner sind dort etwa 10 – 15 Segelflugzeuge – alles Eigenstarter – stationiert. Die Flugzeuge werden mit einem Pickup am Vormittag zur Startstelle gezogen, dort im Halbkreis aufgestellt – und dann wird unter Sonnenschirmen auf den Beginn der Thermik gewartet; und das kann dann – bei Temperaturen um 38° oder mehr,schon mal die eine oder andere Stunde dauern. Wie definierte das einer der wartenden Piloten: „Segelfliegen ist ein Sport, bei dem man sich in allergrößter Hektik auf langes Warten vorbereitet.“
Wenn dann die ersten ‚Dust Devils‘ durch die Pfanne tanzen, dann haben wir sicher schon den Beginn der Thermik übersehen.
Wie kommen Segelflugzeuge eigentlich dort hin?
Dort werden zwei oder drei Container mit Segelflugzeugen und mit sehr viel Zubehör, Ersatzteilen etc. so stabil verpackt, dass auch wochenlange Vibrationen auf dem Containerschiff, mehr oder weniger heftige Stöße beim Entladen – da fallen schon mal die Container versehentlich ziemlich heftig auf den Boden – und auch die Temperaturen – immerhin muss ja der Äquator überquert werden – keine größeren Schäden anrichten.
Nachdem alle Flugzeuge mit Carnet versehen, und die Container vom Zoll versiegelt worden sind, werden die Container per Tieflader nach Hamburg gebracht, und dort auf ein Containerschiff geladen. Nach etwa sechs bis sieben Wochen trifft dieses Containerschiff im Hafen von Walvish Bay (der einzige Hafen von Namibia) ein, die Segelflug – Container werden dann von dort wieder per Tieflader ca. 600 km auf die Farm Pokweni transportiert. Und wenn alles klappt, kommt irgendwann Ende Oktober ein Bild: „All containers arrived!“
Anfang November beginnt die Flugsaison in Namibia und dauert bis etwa Mitte Jänner – dann wird wieder alles kunstvoll in den Containern verstaut, die dann den gleichen Rückweg antreten; und etwa Mitte bis Ende März treffen sich alle Piloten wieder in Hodenhagen – für Georg Kirchner zwar wieder ein weiterer (Auto-) 1000er, aber immer mit dem Gefühl: „Schön war’s“. Quelle. ‚akaflieg.at‚. Georg Kirchner