Im Segler über Tirol drei Jahreszeiten erleben

Es sollten Werbefotos für den Flugzeugbauer Stemme werden. Doch die Bilder, die Tirol aus der Luft zeigen, dürften noch viele begeistern. Manche Menschen mögen behaupten, dass die Berge sie einengen und begrenzen. Simon Rainer antwortet ihnen dann: „Die Berge geben dir die Möglichkeit, weit zu sehen.“ Dafür muss man sie besteigen oder darüberfliegen. Der Innsbrucker Fotograf Rainer liebt beides – beruflich und privat – und lässt den Betrachter seiner Bilder regelmäßig an den Ausblicken, die er mit der Kamera einfängt, teilhaben.

Einzigartige Tiroler Szenerien
Rainer, selbst „flugfanatisch“, hat sich zuletzt wieder einmal vor knapp drei Wochen mit dem Trio der Innsbrucker Segelflugschule Mountain Soaring – Markus Lewandowski, Aurel Hallbrucker und Dominik Senner – zusammengetan, um lautlos über das Tiroler Oberland zu schweben. Ursprünglich sollten die Fotos, die dabei entstanden sind, nur dem deutschen Segelflieger-Hersteller Stemme zu Werbezwecken dienen. Kurzerhand entschloss sich das Quartett bei der Durchsicht der Ergebnisse, mit den Bildern auch für den Segelflugsport an sich und für die Schönheit Tirols zu werben.

Die Fotos sind rund um den Gepatschferner, über Plansee und Lechauen sowie an der Westseite des Patscherkofels und im Wipptal entstanden. Das Besondere daran ist, dass sie alle an einem einzigen Tag aufgenommen wurde und dabei scheinen, als würden sie drei Jahreszeiten abbilden. „Das gibt es vielleicht noch in Neuseeland, aber sonst nur bei uns. Es ist so schön, es gibt so viele unterschiedliche Szenerien, das sommerliche Tal, die verfärbten Blätter des Herbstes und die hochwinterliche Gletscherlandschaft.“ Rainer ist überzeugt, damit Segelflieger der überschaubaren Community aus der ganzen Welt nach Tirol locken zu können. Fachmagazine aus der Schweiz, den USA und Neuseeland hätten bereits Interesse bekundet.

Halb aus dem Flieger hängend
„Segelfliegen ist noch eine Nische, viele glauben, dass es eine elitäre Sportart ist. Doch jeder kann es lernen, bei Mountain Soaring oder bei der Innsbrucker Segelfliegervereinigung. Das ist ein Verein und die Jahresmitgliedschaft ist auch für Schüler und Studenten leistbar.“ Das Faszinierende daran sei die elegante und umweltfreundliche Art, nur mit der Energie der Thermik und der Kraft der Aufwinde über die Landschaft zu schweben. „Über den Gletscher zu gleiten, ist Gänsehautfeeling pur.“ Bei aller Begeisterung hat der 32-Jährige mittlerweile den Platz am Steuer gegen die „Air to Air“-Fotografie getauscht. Dabei hängt er mit dem halben Oberkörper bei eisigen Temperaturen aus der offenen Tür des Fliegers. „An diesem Tag waren wir mit vier Fliegern unterwegs. Ich flog in einem kleinen Motorflieger mit, mit dem wir schnell die Höhe ändern konnten und war per Funk mit den anderen Piloten verbunden, um die Flugzeuge im passenden Winkel einzurichten.“ Die Formationen sind knapp, die Flieger kommen sich bei 130 km/h in der Luft gefährlich nahe. Die Piloten müssen ein eingespieltes Team sein. Diese Harmonie kann man in den Bildern erkennen. Quelle: ‚Tiroler Tageszeitung‚ (mit Registrierung).

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