Howard Hughes und sein Superflugzeug

Mit extravagantem Lebensstil und entsprechenden Flugzeugen machte der Milliardär Howard Hughes von sich reden. Bis er am 7. Juli 1946 in einen selbst konstruierten Aufklärer stieg. Der Jungfernflug wurde zum Desaster. Der Chef wollte es unbedingt selbst machen. Das verlangten sein Ego und nicht zuletzt das Marketing, schließlich war der Markt für das hochmoderne Flugzeug inzwischen weggebrochen. Also startete die XF-11 am 7. Juli 1946 mit keinem Geringeren als dem Milliardär Howard Hughes (1905–1976) im Cockpit. Und weil der Meister selbst den Steuerknüppel bediente, hielt er sich auch nicht an den ausgefertigten Flugplan, sondern setzte zum Rundflug über Los Angeles an. Bis er um 19:20 Uhr in Beverly Hills eine Bruchlandung hinlegte. Sie sollte Hughes’ Leben verändern.

Dem Monopol auf Erdöl-Bohrmeißel, über das die Firma seines Vaters verfügte, verdankte Howard Hughes ein privilegiertes Leben. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wollte ihr einziger Erbe aber nicht die Familientradition fortsetzen, sondern erklärte seinem Generalbevollmächtigten: „Mein erstes Ziel ist es, der beste Golfspieler der Welt zu werden. Zweitens der beste Flieger zu werden und drittens der berühmteste Filmproduzent.“ Zumindest dem zweiten und dritten Ziel sollte er zumindest nahekommen.

Während er mit Filmen wie „Scarface“ oder „Outlaw“ und der Liaison mit der Schauspielerin Katharine Hepburn in Hollywood für Furore sorgte, legte er mit seiner Firma Hughes Aircraft 1936 die Grundlage für ein Luftfahrtunternehmen, das durch futuristische Projekte und Militäraufträge während des Zweiten Weltkrieges zu einem global agierenden Konzern aufstieg, zu dem auch die Fluggesellschaft TWA gehörte. Zu seinem Markenzeichen gehörte es, dass Hughes nicht nur an der Konstruktion seiner Flugzeuge mitwirkte, sondern sie auch als Pilot vorführte.

Während des Zweiten Weltkrieges entwarf er den Prototypen eines schnellen Bombers, der allerdings die Käufer von der Air Force nicht überzeugen konnte. Das Konzept einer zweimotorigen Maschine mit doppeltem Leitwerk übertrug Hughes anschließend auf einen schnellen Aufklärer mit großer Reichweite, die XF-11. Die Air Force war begeistert, doch als die ersten Prototypen flugtauglich waren, war der Krieg zu Ende und der Vertrag nichtig.

Die Daten waren beeindruckend. Der knapp 20 Meter lange Zweisitzer erreichte eine Höhe von 13,5 Kilometern, hatte eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 700 km/h und eine Reichweite von gut 5500 Kilometern. Allerdings erwies sich Abstimmung der beiden gegenläufigen Propeller an jedem Motor als ein Problem, das im Juni 1946 fast zu einer Katastrophe geführt hätte.

Die Propeller sollten sich auch beim Jungfernflug am 7. Juli als Achillesferse der XF-11 erweisen. Ein kleines Leck in der Ölversorgung blieb unentdeckt und hätte wohl auch keine Folgen gehabt, wenn Hughes sich an den Flugplan gehalten hätte. Der sah einen Start mit anschließendem Flug über 20 Minuten vor. Hughes aber beschloss, mit seiner neuen Errungenschaft einen Rundflug über Los Angeles zu unternehmen.

Bei dem Versuch, in Beverly Hills auf einem Golfplatz zu landen, rasierte er die Dächer von drei Häusern ab. Hughes konnte von Glück reden, dass er sich aus der brennenden Maschine retten konnte. Aber die Verletzungen waren schwer. Nicht nur waren ein Schlüsselbein und mehrere Rippen gebrochen, sondern auch die Lunge war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. An den Händen erlitt er Verbrennungen dritten Grades.

Der Rückzug des exzentrischen Milliardärs und Playboys aus der Öffentlichkeit wird mit den Folgen des Absturzes erklärt. Mehrere Jahre soll er seine Suite in Las Vegas nicht verlassen haben. Die Abhängigkeit von Medikamenten und Drogen war seiner Gesundheit kaum förderlich. Als er am 5. April 1976 starb, war der 1,93 Meter große Mann völlig abgemagert. Der Tod ereilte ihn – in einem Flugzeug. Quelle: ‚Die Welt‚.

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