Hagelflieger wollen weiter in Offenburg starten

Der Flugplatz Offenburg soll nach Plänen der Stadt zugunsten neuer Industrieflächen aufgelöst werden. Der Hagelabwehr Ortenau ist davon nicht begeistert, starten doch deren Flieger von dort – mit der Verwaltung laufen deswegen Gespräche. Unter anderem das war Thema bei der Versammlung des Vereins. Die Hagelflieger drohen ihre zentral gelegene Basis zu verlieren, sollte der Landeplatz in Offenburg aufgelöst werden. Hier hat sich breiter Widerstand formiert – auch seitens der Hagelabwehr. So kam es im Technischen Rathaus zu Gesprächen, auch war der Verein zu einer Klausurtagung des Gemeinderats eingeladen, teilt der Verein mit. Ein Gespräch mit OB Marco Steffens habe es laut Vorsitzenden Franz Benz aber nicht gegeben. „Für die Hagelabwehr hat sich der Standort Offenburg als ideal erwiesen“, so die Mitteilung des Vereins. Wenig Bürokratie ermögliche schnelle Starts der Flieger von einem zentralen Punkt des Einsatzgebiets aus. Eigentlich wollte die Stadt bereits Ende Januar im Gemeinderat eine Entscheidung fällen lassen, diese wurde aber vertagt – erst sollen noch offene Fragen geklärt werden.

Neben der Standort-Frage standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung die wissenschaftliche Auswertung und Evaluation der Maßnahmen zur Hagelabwehr (siehe Info) des vergangenen Jahres sowie der Jahresrückblick mit insgesamt 30 Hagelflügen. „Die Meteorologen von Südwest-Wetter und Radar-Info belegten in ihren Vorträgen die Wirksamkeit der Hagelabwehr“, heißt es in der Mitteilung des Vereins. Seit 2018 haben die Piloten eine Intensivbetreuung durch einen Meteorologen, berichtet Jochen Ebert von Südwest-Wetter. Dadurch könne sich der Pilot aufs Fliegen konzentrieren während er durch die Experten zur richtigen Gewitterwolke geleitet wird. Hochaufgelöste Radarbilder und daraus abgeleitete Informationen für die Hagelerkennung liefert das Radar des Karlsruher Instituts für Technologie.

Daten zeigen laut Verein die Wirksamkeit der Abwehr
Sichtbar werde anhand der Daten auch eine Veränderung der Gewitterzellen nach der Impfung, wobei die diese für eine Wirkung frühzeitig erfolgen müsse, so die Mitteilung. In der Ortenau hatte es am 5. Mai, dem ersten Bereitschaftstag der Saison, gegen 15 Uhr ein Ereignis gegeben. „Wenn die Piloten nach der Startanweisung der Meteorologen zügig losfliegen können und schnell genug an der Gewitterwolke sind, „passiert in der Regel auch nichts“, erläuterte Ebert. Der frühzeitige Eingriff sei entscheidend. „Wenn der Hagel da ist, können wir ihn nicht zertrümmern“, unterstrich Malte Neuper von „Radar-Info“. Beide Wissenschaftler verwiesen Argumente von Hagelabwehr-Gegnern, wonach es in den Schwarzwaldtälern nicht mehr genügend regne, weil in der Rheinebene Gewitterwolken geimpft werden, ins Reich der Fabel.

Hagelflieger mussten 2022 insgesamt 30 Mal aufsteigen
Die zwei Flieger der Hagelabwehr waren 2022 insgesamt 30 Mal im Einsatz an insgesamt 25 Bereitschaftstagen. Der Einsatzzeitraum der Piloten dauert von April bis Anfang Oktober. Zusätzlich wurden 37 Fackeln für die Impfung der Gewitterwolken eingesetzt, weitaus weniger als im Jahr zuvor mit 100 Fackeln. Vorsitzender Franz Benz skizzierte zudem die angespannte Finanzlage des Vereins. Durch Flächenverluste bei den Mitgliedern gibt es weniger Einnahmen für die Solidargemeinschaft. Um künftig weitere Mitglieder zu generieren, zum Beispiel aus der Industrie, gab es nun Gespräche mit Landrat Frank Scherer. Er habe Ideen eingebracht, wie der Verein künftig unterstützt werden könne. Geschäftsführer Manfred Bannwarth hob die Leistung einer kleinen Berufsgruppe, Winzer, Landwirte, Obstbauern, hervor, die sich der Hagelabwehr in der Ortenau seit nunmehr neun Jahren annehmen.

Versicherer bestätigt Arbeit des Vereins
Viele andere profitierten von diesem Schutz, darunter auch große Versicherer. Markus Welker von der Badischen Versicherung (BGV) berichtete, dass kaum noch Hagelschäden seitens der Versicherten gemeldet werden, was auf die Hagelabwehr zurückzuführen sei.Der Verein hatte zu seiner Versammlung auf den Obsthof Kiefer in Ortenberg geladen, wo zunächst eine Betriebsbesichtigung der Baumschule stattgefunden hatte.

So funktioniert’s
Zieht ein Gewitter heran, kommen die Flieger der Hagelabwehr Ortenau zum Einsatz. Die Kleinflugzeuge verbrennen in speziellen Rauchgasgeneratoren eine Silberjodid-Verbindung im Bereich der Aufwinde von hagelträchtigen Wolken. An den dabei freigesetzten „Kondensationskernen“ lagert sich Wasserdampf an, erläutert der Verein, Zusammenschluss von Winzern, Landwirten und Vertretern aus der Wirtschaft und Verbänden. Dadurch bildeten sich in der Wolke viele kleine, anstatt großer Hagelkörner. Diese schmelzen in der Regel, bevor sie den Boden erreicht haben, zu Regen, Graupel oder deutlich kleinerem Hagel – Schaden soll so abgewendet werden. Quelle: ‚Schwarzwälder Bote‚.

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