Gibt Offenburg für Gewerbeflächen Flugplatz auf?

In Offenburg sind freie Gewerbeflächen rar. Nun prüft die Stadt, ob auf dem Flugplatzareal ausgewiesen werden können. Zu einer möglichen Abwägung vertritt OB Steffens eine klare Haltung. Offenburg braucht mehr freie Gewerbeflächen: Für diese Position von Oberbürgermeister Steffens gab es im Haupt- und Bauausschuss des Gemeinderates keine Gegenstimme. Gesetzt wird vorrangig auf weitere Reserveflächen beim Gewerbepark Raum Offenburg (GRO). Intensiv geprüft werden soll auch das Flugplatzareal. Weitere besonders geeignete Flächen sieht man in Elgersweier („Im Krummen Acker“) und in Rammersweier in der Erweiterung des Gewerbegebiets.

Sperrig der Titel, üppig der Inhalt: Gewerbeflächenpotenzialanalyse. Sabine Maier-Hochbaum vom Fachbereich Stadtplanung und Baurecht formuliert darin den Satz: „Die Bereitstellung baureifer Flächen für Betriebe, die an Erweiterung, Verlagerung oder Neuansiedlung interessiert sind, ist eines der wichtigsten Instrumente der kommunalen Wirtschaftsförderung.“ OB Steffens unterstrich dies in der Montag-Sitzung: Man müsse allen Unternehmern dankbar sein, die Mut haben zu investieren. Erst die wirtschaftliche Stärke der Stadt „gibt uns die Möglichkeit, auch soziale Stadt zu sein“. Stadtplaner Leon Feuerlein erinnerte daran, dass die Verwaltung bereits 2018, angeregt durch die Freien Wähler, die baureifen und verfügbaren Gewerbeflächen umfassend dargestellt habe, auch Reserven, die im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind. Ergebnis war, so Maier-Hochbaum, „dass sowohl die Stadt als auch der Zweckverband Gewerbepark Raum Offenburg ansiedlungsinteressierten Unternehmen nur noch sehr eingeschränkt sofort baureife Gewerbeflächen anbieten können.“

Ein Super-Gau wie mit „Kirsch“ darf sich nicht wiederholen
Das erinnerte Grüne-Chef Ingo Eisenbeiß an den „Super-Gau mit Kirsch„: Weil der alteingesessenen Firma auf Gemarkung Offenburg keine geeignete Expansionsfläche angeboten werde konnte, sei sie nach Willstätt weitergezogen. Bei allem Entgegenkommen gegenüber ansiedlungswilligen Unternehmen: Ökologisch dürfe dabei nichts aus dem Gleichgewicht geraten. Das neue Gewerbegebiet bei Kappel-Grafenhausen, fügte Stefan Konprecht (Freie Wähler) hinzu, lege besonderen Wert auf Nachhaltigkeit: Die Verwaltung möge prüfen, ob es „übertragbar“ wäre. Die Verwaltung präsentiert in der Analyse 17 gewerbliche „Potentialgebiete“: vier, die bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind, sowie 13 neue Flächen, verteilt fast über die ganze Stadt. Gleichzeitig empfiehlt sie dem Gemeinderat, vorerst einen Teil davon, das „Szenario 2“, weiterzuverfolgen, die moderate Ergänzung der im Flächennutzungsplan aufgeführten Areale. Mittelfristig sollen primär das Gewerbegebiet Rammersweier erweitert sowie das Gebiet „Im Krummen Acker“ in Elgersweier und weitere Teilflächen im GRO angepackt werden. Langfristig – in 15 bis 20 Jahren – sollen weitere GRO-Flächen angegangen werden, auch auf Gemarkung Hohberg.

Die Verwaltung braucht Entscheidungen
Nicht eben geringe Hürden sind aus dem Weg zu räumen: So ist die Zukunft des Flugplatzes nicht geklärt, auch nicht die Trassenführung des Autobahn-Südzubringers. Die Verwaltung will beim Regierungspräsidium ausloten, welche der Varianten wohl ausscheiden wird – was der Stadtverwaltung Gelegenheit gäbe, die Gewerbeplanung voranzutreiben. Steffens stellte klar: Man wolle nicht die Behörde beeinflussen: „Es geht ausschließlich um eine frühzeitige Information.“ Vielleicht schrien ja auch schon Varianten danach, „herausgenommen zu werden“. Der OB machte auch deutlich: Bei einer Abwägung – Flugplatz versus gewerbliche Nutzung – spräche er sich für die Erweiterung des dortigen Gewerbegebietes aus. Ähnlich Elisabeth Abele (CDU) und Loretta Bös: Bereits bei einem Besuch 2019 habe auch eine Bekannte den Eindruck gehabt, dort sei „alles verlottert“. Könnte die Fliegergruppe, so die SPD-Rätin, sich nicht jener in Kehl anschließen? Kleinere Flächen, das wurde auch in der Sitzung deutlich, gebe es bald auch im Umfeld des früheren Schlachthofs, in Waltersweier, wo der Technologiepark (TPO) frei wird, und auf dem Gelände des früheren Baumarktes an der Schutterwälder Straße, vis-à-vis des Kreuzschlags. Manch andere potenzielle Gewerbefläche ist aber laut Verwaltung nicht einfach zu bekommen, weil in privater Hand. Quelle: ‚Badische Zeitung‚.

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