Geschichte von Lindbergh und der Maschine Mensch

Man kennt ihn vor allem als Flugpionier. Doch Charles Lindbergh machte auch als Erfolgsforscher von sich reden: Er wollte den Menschen ewiges Leben schenken. Zumindest manchen. Mit der Berühmtheit ist es so eine Sache: Entweder kommt sie gar nicht – oder anders, als man denkt. Davon kann nicht nur Goethe ein Lied singen, der seine (falsche!) Farbenlehre und naturwissenschaftlichen Entdeckungen für sein bleibendes Vermächtnis hielt. Auch ein gewisser Charles Lindbergh, seines Zeichens Pulitzer-Preis-tragender Pilot mit Popstar-Appeal, ist eher für seine Nonstop-Atlantiküberquerung bekannt als für sein aus heutiger Sicht etwas problematisches Herzensprojekt rund um die perfekte Maschine Mensch. Der junge Charles, geboren 1902 in Detroit, ist nicht der erste Mensch, dem schlechte Schulnoten eine Karriere als Mediziner verwehrten – noch wird er wohl der letzte bleiben. Was ihn von anderen verhinderten Medizinstudenten unterscheiden mag, sind seine große Tollkühnheit und der Ehrgeiz, mit dem er sich auf eine unverhoffte Alternativkarriere warf.

Da es nicht die Maschine Mensch sein konnte, mit der er sich beschäftigen durfte, wandte er sich kurzerhand anderen Maschinen zu. Jenen, die die Fantasie der Menschen im wahrsten Sinne seit jeher beflügeln: den Flugmaschinen. Nach einer Mechanikerausbildung und mehreren Jobs in Verbindung mit der Luftfahrt transportierte er beruflich als Postflieger Postsendungen, bevor er mit zarten 25 Jahren den riskanten Flug machte, der ihn über Nacht zum Weltstar machen sollte. 1927 gelang ihm zwar nicht die allererste Nonstop-Atlantiküberquerung (das war anderen bereits 1919 geglückt). Wohl aber kann man sagen, dass ihm die seinerzeit spektakulärste gelang, nämlich: ohne Kopilot, ohne Funkverkehr und sogar ohne Frontscheibe! Das war genug, um mehr als 100 000 Franzosen und Französinnen auf das kleine Flugfeld Le Bourget zu locken, die in ihrer Begeisterung den kühnen Jungpiloten beinahe zu Tode trampelten.

Jeder fliegt auf Lindbergh
In einer Zeit, in der der Erste Weltkrieg mit seinen Luftschlachten noch nachwirkte und man die »Ritter der Lüfte« wie heutzutage Popstars verehrte, wurde Lindbergh über Nacht zum Star. Er faszinierte die Massen. US-Präsident Calvin Coolidge ließ ihn per Kriegsschiff in Frankreich abholen und mit einer Parade in New York City begrüßen, zudem erhielt er die Medal of Honor – die höchste militärische Auszeichnung der USA. Diese Geschehnisse, die die Träume einer ganzen Generation prägten, sollte Lindberg 26 Jahre später in seinem Buch »The Spirit of St. Louis« (1953) verewigen, das nach seinem getreuen Flugzeug benannt war und ihm im Folgejahr den Pulitzer-Preis einbrachte.

Lindbergh, der sich von der sehr realen Möglichkeit, allein über dem Atlantik zu zerschellen, nicht von seinem Wagnis abhalten ließ, dachte auch in anderen Bereichen über Grenzen hinaus. Es reizte ihn, das bisher »Unmögliche« zu versuchen und Grenzen zu überschreiten. Laut eigener Aussage hatte er während der 33,5 Stunden im Cockpit eine Art spirituelle Erleuchtung, die ihm das Gefühl gab, unsterblich zu sein. »Wenn der Mensch es schafft zu fliegen, was hält ihn davon ab, ewig zu leben?«, fragte er sich, die allgemeine Technikgläubigkeit seiner Zeit teilend. Auf der Suche nach der Unsterblichkeit war er bei Weitem nicht allein: Während das Thema schon seit grauer Zeit ganz oben auf der Wunschliste der Menschheit steht, war es 1930 ein sehr konkreter Zeitgenosse, ja einer der berühmtesten Wissenschaftler seiner Zeit, der versuchte, genau diesem Ziel näher zu kommen. Es ist niemand Geringeres als der Nobelpreisträger Alexis Carrel, US-Wissenschaftler mit französischen Wurzeln, den Lindbergh durch diese geteilte Leidenschaft für die komplexe Maschine Mensch kennen lernt. Lesen Sie hier den gesamten Artikel aus ‚Spektrum.de‚.

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