Der Traum vom umweltfreundlichen Fliegen

Die italienische Professorin Sophie Armanini forscht an der Luft- und Raumfahrtfakultät in Ottobrunn unter anderem an neuen Antriebssystemen. Ihr Name klingt nach einem berühmten Modedesigner. Doch mit ihm hat Sophie Armanini nichts gemein, außer dass auch sie Italienerin ist. Die 30-Jährige ist seit 15. Oktober Professorin für e-Aviation, also elektrische Luftfahrt, an der Technischen Universität München. Sie gehört zu einem Team aus bisher vier Professoren der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie, die am Ludwig-Bölkow-Campus in Taufkirchen an der Grenze zu Ottobrunn arbeiten. Armanini wird an der Entwicklung neuartiger elektrischer und hybrider Flugsysteme forschen. Noch ist sie vor allem damit beschäftigt, zu planen und Partner zu kontaktieren. Ideen hat sie schon eine Menge.

„Die Luftfahrt verbindet die Welt, es findet aber viel Luftverschmutzung statt“, sagt Armanini. Ihre Intention ist es daher, nachhaltige Ansätze zu finden, die gleichzeitig unkonventionell sind. Die Professorin will nicht nur Flugzeuge, sondern auch unbemannte Flugobjekte erforschen. „Es geht auch nicht nur darum, dass große Flugzeuge umweltfreundlicher werden, sondern um neue Antriebssysteme“, sagt die 30-Jährige. Daran findet sie besonders spannend, „dass man sich völlig neue Flugzeugdesigns überlegen kann“, sagt sie. So seien etwa kleine Flugobjekte vorstellbar, die nicht den einen Antrieb haben, sondern über viele kleinere Turbinen oder Propeller verfügen. Idee ist auch, neue Antriebe an kleinen Fliegern zu testen und daraus für größere Objekte zu lernen. Es war schon immer die Dynamik, die sie faszinierte, also die Frage, wie sich Körper unter Kräften bewegen und wie man sie dazu bringt. Da verwundert es nicht, dass sie von klein auf gerne geflogen ist und schon an einem Parabelflug teilgenommen hat, bei dem durch bestimmte Manöver Schwerelosigkeit erreicht wird. Armaninis Forschung könnte in vielen Feldern relevant werden. Die Professorin kann sich vorstellen, dass Drohnen umweltfreundlich Pakete liefern. Sie denkt auch an Roboter, die delikate Gegenden erforschen und dort Daten sammeln – etwa in Korallenriffen. Zudem glaubt sie, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis es Flugtaxis gibt.

Die Professorin will all das nicht als Einzelkämpferin vorantreiben. „Ich bin auf der Suche nach zwei Doktoranden“, sagt sie. Außerdem will sie sich für die Projekte – Priorität hat ein kleinerer unbemannter Elektroflieger – stets Partner suchen. Auch innerhalb der Universität und besonders der Fakultät setzt sie auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen. „Ich möchte gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu einer nachhaltigeren Luftfahrt beitragen“, sagt sie. Das Interesse an unkonventionellen Lösungen im Zusammenhang mit Flugobjekten begleitet Armanini schon lange und so passt auch ihre Professur gut dazu. In ihrer Promotion an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden hat sich die Italienerin unter anderem mit flatternden Flügeln beschäftigt, wobei sie sich von fliegenden Insekten inspirieren ließ. Sie forschte auch zu Luft-Wasser-Robotern, die ins Wasser eintauchen können, um Daten zu sammeln. „Ich habe mich schon mit vielen seltsamen Flugobjekten beschäftigt“, sagt sie. Wenn die Professorin erzählt, hört man eine weiche Sprachfärbung heraus. Manchmal benutzt sie den englischen statt den deutschen Begriff. Kein Wunder, hat sie doch nach dem Studium an der TU München und der Promotion in Delft die vergangenen Jahre in englischsprachigen Ländern geforscht, an der Cornell University in den USA und der Cranfield University in Großbritannien. Zuletzt beschäftigte sie sich am Imperial College London als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit multimodaler, unbemannter Luftfahrtdynamik und -steuerung. Dort baute sie auch selbst kleine Drohnen. In diesen kleinen unbemannten Flugobjekten sieht die Professorin überhaupt große Chancen. Daher hofft sie, „dass sich das oft negative Bild ändert, auch durch neuere Forschung“, sagt sie. Quelle: ‚Süddeutsche Zeitung‚.

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