-> Hier finden Sie den ersten Teil des Reiseberichtes.
30 Minuten sind wir erst in der Luft, es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Ich glaube diese Wahrnehmung entsteht aus der Diskrepanz der Geschwindigkeiten mit der wir Dinge erleben und bewusst verstehen können. Ich nehme die Golden Gate Bridge, die Stadt und die Wellen draußen vor Point Reyes wahr, wirklich verstehen werde ich diese Bilder erst Tage später. Meine Erinnerungen werden real als ich wieder und wieder durch die Fotos und Videos blättere.
Es geht der Küste entlang: Gull Rock, Bolinas, Chimney Rock. Wenige kleine Städte, zerklüftete Abhänge – vorne weiter lässt sich Point Reyes erahnen. Vor uns breitet sich der Nationalpark „Point Reyes National Seashore“ aus. 290 Quadratkilometer, die seit den 60-er Jahren unter strengem Naturschutz stehen. Ganz vorne an einer Klippe steht der Leuchtturm von Point Reyes, der 1870 in Betrieb genommen wurde und heute einer der beliebtesten Touristenattraktionen der Region ist.
Bill übernimmt erneut und legt die DA40 in eine bemerkenswerte Steilkurve. Unter meinem Flügel dreht sich der historische Bau, der gleichzeitig zum symbolischen Wendepunkt für unseren Flug wird. Trotz Motorenlärm höre ich wie Bill ein Foto nach dem anderen knipst, während unten das Meer tosend an die Felsen schlägt.
Exakt 45 Minuten sind erst seit unserem Start vergangen. Der Rückflug zur Golden Gate verläuft schnugerade, nach 10 Minuten sind wir wieder in der Nähe der Stadt und erbitten das Queren der entsprechenden Lufträume von Norcal Radar und Oakland Radar. Erneut werden wir auf dem gewünschten Routing durchgeschleust und fliegen an Alcatraz vorbei und direkt über Treasure Island zurück Richtung Oakland. Wie vom Lotsen aufgetragen bleiben wir nördlich des Highway 880 und gehen dann in den Downwind.
Nach einer Stunde und 10 Minuten setze ich die DA40 mit einer meiner besseren Landungen auf der Piste 28 Left auf und rolle langsam aus. Tage später höre ich mich auf dem Video sagen: „That was beautiful.“ Neben mir nickt Mike.
EPILOG
Das Cheese Board Collective ist an diesem Dienstagnachmittag voll besetzt. An einer schwarzen Tafel stehen die zwei Sorten Pizza, die heute das Mittagsmenü bilden. Das Lokal ist eng und alle Tische sind voll. Wie die Band es geschafft hat, noch Platz zu finden, ist ein kleines Wunder. Wir waren zumindest rechtzeitig. Hinter uns formt sich bereits eine lange Schlange. Mit dem Pizzakarton in der Hand setzen wir uns in den improvisierten Gastgarten an der Shattuck Avenue von Berkeley. „Oh, I could hide ’neath the wings of the bluebird as she sings“ hört man von drinnen. Die Band spielt “Daydream Believer”. Quelle: ‚Stefan Jaeger‚.