Action am Stanserhorn

Es gibt derzeit keine Airshow in der Schweiz? Von wegen! Wer diese Flugzeugparade erleben wollte, musste Ende Juli allerdings hoch hinaus – aufs 1900 Meter hohe Stanserhorn

Von Jürgen Schelling

Was für ein Erlebnis: In 6000 Fuß Höhe herrliche Oldtimer extrem nah vorbeifliegen zu sehen – ein Traum. Die Bergstation auf dem Stanserhorn in der Zentralschweiz bot am 25. Juli eine extrem ungewöhnliche Location für eine Luftfahrtveranstaltung.

Das Spektakuläre an der Air-Parade: Normalerweise müssen Flugzeuge einen Abstand von mindestens 500 Fuss zum Boden haben. Am steil abfallenden Stanserhorn ist das aber überhaupt kein Problem. Deshalb konnten die Maschinen hier auf Augenhöhe mit den Zuschauern direkt an der Aussichtsterrasse vorbeifliegen. Kunstflug war allerdings tabu, lediglich Vorbeiflüge waren erlaubt.

Mehrere hundert Zuschauer auf dem Gipfel bewunderten die Parade der insgesamt 14 Klassiker im Sechsminutentakt. Als eine der kräftigsten Maschinen kam gleich zu Beginn der weltweit grösste Doppeldecker Antonov An-2 angeflogen. Gleich zwei verschiedene An-2 von den Startflugplätzen Birrfeld und Grenchen brummten am Stanserhorn auf Augenhöhe mit den Zuschauern vorbei.

Mehrere Bücker Jungmann und ein Jungmeister folgten, dazu zwei Piper Cub, eine davon auf Floats, Yak-52, AT-16 und ein Stinson L-5 von 1943, der einst sogar noch im Kriegseinsatz im Pazifikraum als Aufklärer diente.

Aus eidgenössischer Produktion und quasi als Heimspiel schaute die Crew eines privaten Pilatus P-2 vorbei. Der Tiefdecker mit Tandemcockpit hatte im April 1945 seinen Erstflug und wurde am unterhalb des Stanserhorns gelegenen Flugplatz Buochs gebaut. Mehr als 30 Jahre flog der P-2 in der Schweizer Luftwaffe.

Ein extrem seltener Klassiker war auch der U4M Pelikan aus den 1960er Jahren. Der vierplätzige Holz-Tiefdecker wurde einst in Kleinstserie von nur vier Stück von der Firma Walter Uetz Flugzeugbau in Speck-Fehraltorf hergestellt. Er ist aufwändig restauriert und heute als einer von zwei Überlebenden wohl im Besser-wie-neu-Zustand.

Eine DeHavilland Gypsy Moth benötigte einige Zeit, um auf fast 6000 Fuß zu klettern. Denn der Reihenmotor des Zweisitzers von 1931 hat lediglich 85 PS. Die Gypsy Moth war die älteste Maschine der Air-Parade.

Zwei angekündigte Flugzeuge konnten leider nicht teilnehmen: Eine Schweizer Beech 18 aus dem Jura konnte wegen Wetterproblemen nicht anreisen, eine ebenfalls zweimotorige DeHavilland Dove aus Deutschland musste in Buochs wegen Magnetproblemen an einem Motor die Teilnahme aus technischen Gründen kurzfristig absagen.

Das grösste Flugzeug kam als vermeintlicher Abschluss der Air-Parade, eine legendäre Douglas DC-3. Die 1943 gebaute Twin mit Standort Grenchen kann bis zu 16 Passagiere befördern. Die DC-3 begeisterte durch ihre hochglanzpolierte Aussenhaut im Swissair-Look und rassige Vorbeiflüge.

Dann gab es sogar noch einen Überraschungsgast zum Ende der Airparade, und was für einer: Eigens aus Salzburg kam der Chefpilot der Flying Bulls, Raimund Riedmann, in der Lockheed P-38 Lightning vorbeigerauscht. Der Jäger war und ist mit bis zu 410 Knoten eines der schnellsten Propellerflugzeuge. Mit drei rasanten Überflügen – gefühlt eher flotter als die hier im unteren Luftraum erlaubten 250 Knoten – setzte die extrem seltene Twin einen krönenden Schlusspunkt dieser aussergewöhnlichen Flugschau, der vermutlich Einzigen der Schweiz in diesem Jahr.

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