Alpenklassiker im Nordwestwind – ein Bein 0.2% zu kurz

Montag, 22. Mai 2017 – Tour zu den schönsten Alpengipfeln.

Das Matterhorn, fotografiert aus einem starken Aufwind direkt über dem ‚falschen‘ Wendeort Gornergrat.

Die Segelflug-Reise zum Ortler und ans Matterhorn ist einer meiner bevorzugten Alpenflüge. Diesmal habe ich es bei der Flugeingabe etwas zu eilig und plaziere einen der Wendepunkte für ein aritmethisch sauber gerechnetes 28%-FAI-Dreieck eine Spur daneben. Eigentlich müsst man ja nur den Wendepunkt in die FAI-Flächen legen – wenn man sie denn auf dem PC-Display erkennen kann. Das ist aber auch weiterhum das einzige ‚Problem‘. Sonst gehts wirklich nur um’s fliegen. Endlich habe ich mich einmal von meinen elend langsamen Durchschnittsgeschwindigkeiten ein wenig gelöst. Das nächste Mal versuche ich, den Flug einmal im dreistelligen Bereich zu umrunden. Also nicht weiter oder länger, sondern etwas schneller!

Der Nationalpark am Ofenpass präsentiert sich heute in traumhafter segelfliegerischer Optik. Der Ortler ist am rechten Bildrand an seiner Schneekuppe zu erkennen.

Heraus gekommen ist an diesem Tag ein herrlicher Flug über einer schneereichen Frühlingslandschaft. Im Wallis häckselt ein zackiger Nordwest alle Aufwinde quer durch. Damit mache ich in den Matter Tälern seltsame Erfahrungen. Die steilen Klüfte sind an diesem Nachmittag alle ungewohnt parallel angeströmt. Gut, ist da etwas Wasser in den Flächen, die Schüttlerei fühlt sich an wie ein Föhnflug. ‚Cinqueächzt und giiret jedenfalls durch alle Böen. Im nächsten Winter muss ich wohl bei der Liegewanne einmal einen Ölwechsel machen.

Einmal mehr fühle ich mich auf dem entspannten Heimweg glücklich und privilegiert wie ein Schneekönig. Was für ein tolles Erlebnis, diese beiden wunderschönen und doch gegensätzlichen Alpengipfel – der eine ein über und über mit Schnee und Gletschern bedeckter Kalkhaufen, der andere ein richtiger Walliser Granitzacken, an dem ausser ein paar dünnen Eisfeldern nichts kleben bleiben kann – an einem Nachmittag anzufliegen.

Den letzten Aufwind kann ich im Binntal (jaa… ich glaube es selber noch nicht so richtig) bis auf 3’800 m.ü.M. hinauf ausdrehen – und damit ohne irgendeine Unterbrechung – wie etwa der doofen Kreiserei in einem Aufwind – dem Strich nach zurück nach Hause pfeifen. Haah, soguet – und das erst noch alles mit McCready >2.5 oder einem Reiseflug-Speed von mehr als 140 km/h. Unglaublich, wie agil sich ‚Cinque‘ im hohen Alter bewegt 🙂

Hier sind alle Flugdetails von Rainer Roses Online Contest.

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